An dem autonomen Fahren forschen mittlerweile viele Unternehmen, aber Tesla ist der erste Hersteller, der nun auch in der Serienproduktion damit Ernst macht. Bereits seit Wochen rätselten viele Fachleute, was hinter der unerwartet angekündigten Produktvorstellung am 19. Oktober 2016 – in Deutschland war es bereits der frühe Morgen des 20. – stecken würde.
Die Überraschung war dennoch groß, denn viel war beispielsweise über ein neues Hub-Display spekuliert worden, doch in Wahrheit steckte hinter dem Coup die Hardware für den Autopilot 2.0.
Die soll nämlich ab diesem Zeitpunkt in jedem Fahrzeug des Autobauers integriert sein und dadurch sämtlichen Autos das autonome Fahren schrittweise ermöglichen.
Tesla Autopilot mit Radar, Ultraschall und Kameras in alle Richtungen
Die Ausstattung, die eine sichere Reise ohne menschlichen Fahrer möglich machen soll, ist in der Tat beeindruckend. Drei Kameras sind alleine nach vorne gerichtet und beobachten die Straße in unterschiedlichen Distanzen, weitere zwei sind am Heck angebracht. Die Seiten werden ebenfalls von zusätzlichen Geräten abgedeckt. Insgesamt soll jedes Fahrzeug so acht Kameras besitzen, die eine Reichweite zwischen 50 Metern und 250 Meter haben und einzeln einen Bildwinkel von bis zu 180° erfassen können. Ergänzt wird die optische Erfassung durch zwölf leistungsfähige Ultraschallsensoren, die harte und weiche Objekte in unmittelbarer Umgebung orten können.
Um selbst bei Nebel oder starkem Regen nicht blind zu sein, verfügen die Autos außerdem noch über ein nach vorne gerichtetes Radar. Um die enormen Datenmengen auswerten zu können, setzt der Hersteller auf einen Onboard Computer mit einem Nvidia Titan GPU Chip. Diese werden in der Regel für extrem schnelle Berechnungen beispielsweise auf Grafikkarten eingesetzt und sollen die vierzigfache Leistung des bisherigen Bordcomputers erbringen.
Die Software wird Schritt für Schritt freigegeben
Doch auch wenn die neuen Modelle alle notwendige Technologie für das autonome Fahren besitzen, braucht es auch eine entsprechend leistungsfähige und zuverlässige Software. Darüber hinaus müssen noch zahlreiche rechtliche Richtlinien beachtet werden, von denen viele noch nicht einmal erlassen wurden. Tesla geht dabei einen innovativen Entwicklungsweg, mit der der irgendwann einmal autonome Fahrer angelernt werden soll. Zuerst agiert er im sogenannten „Schatten-Modus“ als aufmerksamer, aber stiller Beifahrer, der die Verkehrssituation permanent analysiert ohne selbst einzugreifen.
In dieser Stufe müssen Neuwagenbesitzer sogar auf einige Funktionen verzichten, die heute bereits zum Standard gehören – der Abstandsregeltempomat oder die automatische Notbremsung beispielsweise. Aus den gewonnenen Daten soll die Software anschließend perfektioniert und anschließend über das automatische Updates freigegeben werden. Bis 2018 hofft der Konzern so, den Autopilot 2.0 von der aktuellen Autonomiestufe 2 auf 4 oder sogar 5 zu steigern. Auf diesem Niveau soll ein Wagen alleine sicherer fahren als bei einem menschlichen Fahrer.
Vorstellung trifft auf geteiltes Echo
Technisch gibt es an dem Konzept von keiner Seite etwa auszusetzen, zumal der Preis für das Gesamtpaket nicht höher als bei intelligenten Fahrsystemen der Konkurrenz angesetzt ist. Die schrittweise Freischaltung der Funktionen stößt allerdings bei manchen Fachleuten und auch Kunden auf Kritik. Andere wiederum loben gerade dieses Vorgehen, denn auf diese Weise kann der Autopilot 2.0 in seiner Beta-Phase viele Daten im praktischen Einsatz sammeln.
Das reduziert die Fehleranfälligkeit einer Software enorm und erfasst auch Situationen, die in einem langwierigen Testverfahren niemals auftreten würden. Unabhängig davon sind sich jedoch alle einig – die Überraschung ist Tesla mit seiner Präsentation ohne jeden Zweifel gelungen.
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