Niedrigzinsen: Ist der Immobilienkauf ein Selbstläufer?

Niedrigzinsen: Ist der Immobilienkauf ein Selbstläufer?

Marc Wegerhoff
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© Fotolia-highwaystarz

Mit der Hausfinanzierung kann man aktuell nichts falsch machen. Oder etwa doch? Selbst bei historisch niedrigen Zinsen gilt es einiges zu beachten, damit der Immobilienkauf nicht nach hinten losgeht.

Von Markus Brochenberger, Vorstand der compexx Finanz AG

 

0,78 Prozent: Diesen Wert spuckte Mitte Juni eine einfache Online-Recherche zum Thema „Immobilienfinanzierung“. Gemeint ist natürlich der Zinssatz für eine Immobilienfinanzierung, genauer: für eine Finanzierung mit fünfjähriger Sollzinsbindung und einer Netto-Darlehenssumme von 150.000 Euro. Das klingt natürlich großartig und soll dazu motivieren, dass viele Menschen sich auf die Suche nach einer Privatimmobilien machen – günstiger kann man ja wohl kaum finanzieren, oder?

Und in der Tat, viel niedriger können die Zinsen kaum noch werden. Aber dennoch ist der Immobilienerwerb kein Selbstläufer und bedarf einer genauen Vorbereitung und Beratung. Denn selbst bei einem Zinstiefstand und freigiebigen Finanzierern kann ein Kauf zum Risiko werden. Die Gefahren sind vielfältig und reichen von einer falschen Preisermittlung (aktuell werden Immobilien oftmals viel zu hoch bewertet) über eine unpassende Bewertung der tatsächlichen Wohnbedürfnisse bis zu einer Fehleinschätzung der eigenen finanziellen Möglichkeiten.

Die Tilgung macht den Unterschied

Denn eines dürfen Häuslebauer nicht vergessen: Die Tilgung ist entscheidend, denn diese gibt an, nach wie vielen Jahren eine Immobilie schuldenfrei ist. Und die Tilgung macht auch in den Unterschied in den Kosten der Finanzierung. Wer viel tilgt, hat seine Schulden schneller abgetragen als der, der nur wenig Spielraum zur Tilgung hat. Zum Vergleich (Musterberechnung!): Wer sich beispielsweise 140.000 Euro leiht und diese mit ein Prozent jährlich tilgt, zahlt mehr als 56 Jahre an seinem Objekt ab. Wer aber die Möglichkeit hat, drei Prozent der Darlehenssumme jährlich zu tilgen, braucht etwa 25 Jahre – aber natürlich auch monatlich wesentlich mehr Geld für die Zahlungen an die Bank.

Dies ist eine Frage der persönlichen Einkommens- und Vermögenssituation. Wie hoch kann meine monatliche Belastung sein? Welche finanziellen Puffer benötige ich, welche Zuflüsse kann ich erwarten, welchen beruflichen Risiken bin ich ausgesetzt? Der Blick aufs Konto und die Rechnung über den Daumen reicht bei weitem nicht aus, um die tatsächliche finanzielle Basis für einen Immobilienerwerb zu errechnen. Das gilt gerade dann, wenn ein niedriges Zinsangebot dazu verlockt, eine (zu) teure Immobilie zu bauen oder zu erwerben. Zins und Tilgung müssen auch dann bedient werden können, wenn beispielsweise der Haupternährer arbeitslos wird oder durch Krankheit oder Unfall anderweitig eingeschränkt ist.

Bandbreite für die Abzahlung genau ermitteln

Um diese Möglichkeiten richtig einzuschätzen, bedarf es einer objektiven und professionellen Analyse und Beratung. Daraus geht dann eine detaillierte Finanzplanung hervor, die wirklich tragfähig ist und auf die ein potenzieller Immobilienkäufer bei der Suche nach der richtigen Baufinanzierung setzen kann – eben weil die Bandbreite für die Abzahlung genau ermittelt worden ist.

Apropos richtige Baufinanzierung: Nicht der günstigste Zins ist immer der beste. Manchmal kann es sinnvoll sein, einige Basispunkte mehr zu bezahlen, aber sich dafür einen Zinssatz für 15 oder mehr Jahre fest zu sichern – das erleichtert die Kalkulation ganz erheblich.

Will heißen: Bei der Baufinanzierung kann einiges schieflaufen – aber gute Beratung kann diese Risiken bestmöglich eindämmen. Und dann wird der Hauskauf zu einem vollen Erfolg und einer finanziell sicheren Sache.

 

Markus Brochenberger ist Vorstand der compexx Finanz AG, einem Beratungsunternehmen für Finanzdienstleistungen. Die compexx Finanz AG verfolgt seit der Gründung vor 13 Jahren ein Allfinanzkonzept und betreut mittlerweile mehr als 60.000 Kunden in ganz Deutschland bei allen Fragen rund um Vermögen, Versicherung und Vorsorge. Das Unternehmen gehört mehrheitlich zur Versicherungsgruppe die Bayerische.