Im Rahmen des Abgasskandals wollen Hersteller bei betroffenen Fahrzeugen durch Rückrufaktionen mit Teiletausch und Softwarewechseln, dass sie weniger Schadstoffe ausstoßen. Kunden sollten aber vielmehr die Chance nutzen und ihr Fahrzeug gegen eine spürbare materielle Kompensation zurückgeben.
Mit dem Abgasskandal haben deutsche Autohersteller viel Vertrauen verspielt. Aktuell stehen vor allem Volkswagen mit den Marken Audi, Skoda und Seat, Porsche BMW und Mercedes-Benz in der Diskussion. Allein der Mercedes-Abgasskandal trifft aktuell rund drei Millionen PKW der Schadstoffklassen 5 und 6, und weltweit sollen fast elf Millionen Volkswagen-Diesel (inklusive Tochtermarken) betroffen sein, davon etwa 2,6 Millionen Fahrzeuge in Deutschland.
Um beim Beispiel von Volkswagen zu bleiben: Durch die Manipulationen wurde dafür gesorgt, dass die Grenzwerte für den Stickoxid-Ausstoß auf dem Prüfstand zwar eingehalten wurden, der Schadstoff-Ausstoß im realen Straßenverkehr aber deutlich höher war. Da der Motortyp EA189 in zahlreichen Modellen von VW, aber auch in Fahrzeugen der Tochterfirmen Audi, Skoda und Seat verwendet wurde, erreichte der Abgasskandal ein ungeheures Ausmaß.
Die Hersteller wollen im Rahmen von Rückrufaktionen mit Teiletausch und Softwarewechseln erreichen, dass die Fahrzeuge weniger Schadstoffe ausstoßen. Die Wirksamkeit bezweifeln viele Experten jedoch. Selbst wenn die Schadstoffreduktion gelingt – heute kann niemand sagen, ob und wie sich diese Maßnahmen auf Leistung und vor allem Lebensdauer der betroffenen Maschinen auswirken. Aus Expertensicht wird der Mangel nicht abgestellt, sondern durch einen neuen Mangel ersetzt. Daher mach es absolut Sinn, dass Pkw-Besitzer ihren Wagen jetzt zurückgeben, wenn begründeter Verdacht besteht, dass Mängel nicht abgestellt werden können oder durch die Rückrufaktion überhaupt erst noch weitere entstehen.
Rechtsanwalt setzt Ansprüche von Betroffenen durch
Das ist aber kein Selbstläufer, denn natürlich sind die Hersteller nicht gewillt, einfach so dem Wunsch der Kunden nach Rückgabe und Rückerstattung des Kaufpreises zuzustimmen. Wichtig ist für Autobesitzer daher, gemeinsam mit einem spezialisierten Rechtsanwalt die Rückgabe zu forcieren und mit Klagen gegen die Hersteller aus Betrugshaftung sowie mit Klagen gegen Händler aus kaufrechtlichen Gewährleistungsansprüchen vorzugehen. Dabei berechnet der Experte die Ansprüche des Kunden und setzt die Ansprüche gegen Hersteller beziehungsweise Händler vor Landgerichten durch.
Angemessene finanzielle Kompensation
Inzwischen liegen zahlreiche Urteile vor, die bestätigen, dass sich beispielsweise Volkswagen durch die Abgasmanipulationen schadensersatzpflichtig gemacht hat. Auch diverse Oberlandesgerichte haben diese Sichtweise durch Hinweisbeschlüsse bestätigt. Schadensersatzansprüche gegen VW können nach wie vor geltend gemacht werden. Diese Chance sollten Kunden nicht verstreichen lassen, sondern ihr Recht einfordern und Fahrzeuge mit Schummel-Software gegen eine angemessene finanzielle Kompensation zurückzugeben. Der Kaufpreis wird – grob gesprochen – allenfalls um einen bestimmten Faktor, der sich aus Alter und Laufleistung errechnet reduziert. Anspruchserhöhend sind als Ausgleichsposition auch die sogenannten Entziehungszinsen zu berücksichtigen, die sich häufig auch auf mehrere tausend Euro belaufen.
Als besonders nützlich hat sich dabei der Einsatz von Legal Technology (Legal Tech) herausgestellt. Legal Tech bezeichnet Software und Online-Dienste, die juristische Arbeitsprozesse unterstützen oder gänzlich automatisiert durchführen. Dabei werden viele Schritte beim Kfz-Widerruf automatisiert abgewickelt, um den Betroffenen zügig zu ihrem Recht zu verhelfen.